Dieser kurze Rückblick auf die Geschichte der letzten 50 Jahre des Dorfbrunnens von Villarepos decken auf, dass der Strassenbau für dieses altehrwürdige bauliche Kulturgut stets eine Bedrohung darstellte. Schädlich wirkte sich bei diesen Arbeiten jeweils auch die damit verbundene Erhöhung des Strassentrassees aus.
Die neuesten Bauvorhaben im Rahmen von VALTRALOC bestätigen diese Regel. Deshalb muss heute alles getan werden, den Brunnen nicht nur zu erhalten, sondern seinen Wert zur Geltung zu bringen und ihn weiterhin für Mensch und Tier zur frohen Begegnung werden zu lassen. Auf diese Weise werden auch alle bisherigen öffentlichen und privaten Engagements für den Schutz des Brunnens honoriert.
Zum besseren Verständnis unserer Forderungen begleiten einige Details und Besonderheiten die nachfolgende geschichtliche Zusammenfassung.
1943
Die Gemeindestrasse ist noch nicht asphaltiert. Die Naturstrasse vor dem Brunnen gibt die Brunnenbecken ganz frei.
Der Brunnenstock und das grosse Becken werden erneuert. Für das grosse Becken kommen zwei Möglichkeiten in Betracht: a) das bisherige Becken erhält einen Betonüberzug (d.h. dass sich unter dem Betonkleid noch das alte Becken aus Muschelkalk befindet, oder b) das Becken wird an Ort und Stelle mit Beton aufgebaut.
Das Bild macht die Erneuerung von Brunnenstock und Betonbecken deutlich.
1943 bis 1997
Die Gemeindestrasse bekommt eine neue Linienführung und wird asphaltiert.
Das Trassee der Strasse wird angehoben, was zur Folge hat, dass der untere Teil des Beckens von 1794 unter den Boden zu liegen kommt und dass die Inschrift am Becken teilweise überdeckt wird. Dieser Schaden wird offenbar widerstandslos hingenommen und bleibt unbeachtet bis 1997.
1998
Auf Anregung der neuen Eigentümer des maison du charron (Boschung) nehmen die Gemeinde und Boschung gemeinsam, unter Kostenaufteilung, die Neugestaltung des Brunnengeländes und des Hausplatzes vor. Zu Lasten Gemeinde fallen die 48 m2 um den Brunnen mit den 2 Bäumen unterhalb des Brunnens (ca. CHF 5‘000), zu Lasten Boschung der Vorplatz des maison du charron mit den 2 Bäumen oberhalb des Brunnens (ca. CHF 16‘000).
Anlässlich dieser Neugestaltung entfernt die Gemeinde ein drittes kleineres Becken, das wahrscheinlich in den 50er oder 60er Jahren am Becken von 1943 angefügt worden war, aus welchen Gründen auch immer. Diese Räumung erscheint zwar bedauerlich, kann aber insofern hingenommen werden, als sich auf den überlieferten alten Plänen stets nur 2 und nicht 3 Becken vorfinden.
Bei der Neugestaltung kamen am ersten Becken die Raute, die Initialen I und F sowie die Jahreszahl 1794 zum Vorschein. Um dieses ganze Relief zu schützen, wurde die umgebende Pflastersteinfläche nicht bis satt an das Becken verlegt, sondern mit einem Abstand von einigen Zentimetern. Hingegen blieb die Höhe der Pflasterung
mit Tegula-Roma-Steinen auf Strassenhöhe, was für Mensch und Tier einen einladenden und kommoden Zugang zum Brunnen von der Strasse her und rund um den Brunnen erlaubt. Den Übergang von der Pflasterung zur Strasse bildet eine Reihe Kopfsteinpflaster, die bis zum gegenwärtigen Eingriff bestehen blieb.
1998 bis 2010
Vor 1994 und bis 1998 besorgen die Bewohner des maison du charron (Boschung) die Pflege des Brunnens. Der Einbau einer Rohrleitung für das Überwasser wird privat finanziert. Nach der Erneuerung von 1998 geht die Brunnenpflege an die Gemeinde über. Diese Aufgabe wird zunehmend vernachlässigt und in den Jahren 2007 und 2008 fällt sie fast völlig aus. Der Brunnen gibt ein desolates Bild ab.
An der Gemeindeversammlung vom Dezember 2008 schlägt der Gemeinderat den Abbruch des Brunnens vor und beantragt dafür einen Kredit von CHF 6500 ins Budget 2009 aufzunehmen.
2009 schreiben die Brunnenfreunde: "Dans le cadre du projet VALTRALOC, les auteurs proposent la réalisation d’un obstacle de circulation accompagné d’un passage de piétons entre la fontaine et la place devant le cimetière. Cela garantirait d’une part la sécurité des piétons et représenterait une liaison idéale et souhaitée entre la place de la fontaine et la future place du village."
2010 bis 2014
Die Jahre sind gekennzeichnet durch ein langes Seilziehen zwischen Gemeinderat und Brunnenfreunden. Schwerpunkte:
- Petition der Freunde mit über 200 Unterschriften (2009),
- Gründung der Vereinigung der Freunde des Brunnens (2010),
- Aufschub des Brunnenabbruchs,
- Übernahme der Brunnenreinigung durch Boschung, bis 2015,
- Unterschutzstellung des Brunnes durch das KGA,
- Aufnahme des Brunnens ins Verzeichnis der geschützten Kulturgüter der Gemeinde,
- Aktivitäten, Publikationen und Sammelaktionen des Vereins der Brunnenfreunde usw.
2014
Restauration des Brunnens durch die Brunnenfreunde. Finanzierung (ca. CHF 45‘000 dank Sammelaktionen und Mitgliederbeiträgen). Schwerpunkte:
- Totale Freilegung der Becken und Inschriften;
- Renovation des Beckens von 1794 und Erleichterung der Zugänglichkeit dank dem Einbau einer kleinen Stufe zwischen dem Becken von 1794 und der Strasse;
- Einbau einer Sickerleitung strassenseitig, abgedeckt mit Natursteinen;
- Brunnenstock aus Muschelkalk;
- Sanitäranlage: Schacht mit Ventil für Zufuhr Quellwasser, Brunneneinlauf aus Messing, Überlaufventile aus Messing usw.
- Trinkwasserzufuhr mit Schacht und Ventil.
Über- bzw. Rückgabe des renovierten Brunnens an die Gemeinde. Pflege und Unterhalt des Brunnens gehen wieder an die Gemeinde.
2015
Die Gemeinde verlängert die Leitung für das Überwasser des Brunnens bis zum Ruisseau du Grassey.
2019/2020
Die vor wenigen Tagen Im Rahmen der zweiten Etappe VALTRALOC strassenseitig begonnen Arbeiten beeinträchtigen den Wert des Brunnens, seine Integration ins Dorfzentrum und den freien und zwangslosen Zugang massiv.
So nicht! - meinen wir und beatragen die unverzügliche Neuplanung dieses sensiblen Strassenabschnitts. Unverständlich sind für uns auszugsweise:
- die Ersetzung der bisherigen bestehenden Kopfsteinpflästerung zur Markierung des Strassenrandes, mit einer überhöhten Reihe Betonriemen;
- die Verdeckung der Inschriften am alten Becken;
- die Entfernung der 2014 eingebauten Sickerleitung;
- die Erschwerung, wenn nicht das Verunmöglichen des Zugangs zum Brunnen und die Erhöhung der Gefahr für Kinder;
- der Einbau einer Reihe von geschnittenen Granitstelen unmittelbar vor dem Brunnen; sie vertragen sich nicht mit dem Muschelkalk des Brunnens und machen überhaupt keinen Sinn;
- die Zu- und Ausfahrt der Parzelle 2051 (Boschung) und die Bedienung des Briefkastens entbehren jeglicher Logik.
Aus diesen Gründen müssen diese Arbeiten neu geplant werden. Dabei ist darauf zu achten, dass Brunnen, Strasse, Privatgrund und Begegnungszone miteinander in Einklang gebracht werden, über sture Abgrenzungen hinweg, so wie dies 1998 der Fall war. Sachverständige und Spezialisten müssen angehört werden.