Sonntag, 18. September 2016

Bauvorhaben RF 2133


Im August 2015 wurde das erste der drei Bauvorhaben im geschützten Dorfbild von Villarepos im Amtsblatt Nr. 32 des Kantons Freiburg veröffentlicht. Auf der Parzelle RF 2133 (1'049 m²) will die Firma
ImmoFly K&B Sàrl

7 Wohnungen und 15 (10) Aussenparkplätze

bauen. Die Bausumme für das geplante Mehrfamilienhaus inklusive Sonnenkollektoren, Parkplätzen und Aussenanlagen beträgt gemäss Angaben in den Unterlagen des Baugesuchs lediglich 1,4 Millionen Franken!

Geplant ist der Bau von zwei 4-Zimmer-Wohnungen, drei 3-Zimmer-Wohnungen und zwei 2-Zimmer-Wohnungen.

Bevor Sie weiter lesen, überlegen Sie doch vielleicht einmal kurz, wie gross die Wohnfläche Ihrer Zimmer ist ...

In diesem Projekt verfügt die 2-Zimmer-Wohnung im Nordostteil des Erdgeschosses inkl. Küche und Bad über eine Gesamtfläche von lediglich 39.4 m²! Die 3-Zimmer-Wohnung auf der gleichen Ebene hat eine Wohnfläche (inklusive Bad und Küche) von 51.6 m². Abgesehen davon, dass der Bauherr sich bisher nicht abschliessend geäussert hat, ob die Wohnungen verkauft oder vermietet werden sollen, stellt sich die Frage, wer derart kleine Wohnungen in einem Ort ohne Einkaufsmöglichkeiten und kaum erwähnenswertem ÖV bewohnen soll?

Um diesen Mangel auszugleichen, waren zunächst 15 Parkplätze geplant. Für vier dieser Parkflächen hat die Gemeinde sogar eine Ausnahmegenehmigung erteilt, da der Platz auf der Parzelle nicht ausreichte. Damit jedoch u. a. der laut Gesetz notwendige Spielplatz noch realisiert werden kann, wurde nach mehreren Einsprachen die Anzahl kurzerhand auf 8 Parkplätze verringert. Da dies wiederum jedoch nicht den Anforderungen der geltenden Reglemente entspricht, sind im neuesten Entwurf nun 10 Parkplätze vorgesehen, die auf dem engen Raum untergebracht werden müssen.

Wenn tatsächlich nur diese 10 Parkplätze für sieben Wohnungen gebaut werden können oder dürfen, werden künftig die Bewohner, die ein Auto benötigen, aber keinen Parkplatz haben, irgendwo anders im Dorf parkieren (müssen) ... Zum Beispiel auf dem geplanten Gemeindeparkplatz.

In der Zwischenzeit haben alle involvierten Stellen grünes Licht gegeben. Das Amt für Mobilität MobA geht von einem Mehrverkehr von ca. 24 Fahrzeugen täglich aus, was keine signifikante Erhöhung des Verkehrs darstelle.

Das Bauvorhaben wurde von allen zustimmungspflichtigen Stellen ohne Berücksichtigung der Nachbarprojekte beurteilt, obwohl z. B. die Zufahrt und Erschliessung der dahinter liegenden Parzelle RF 2132 nur über das hier beschriebene Grundstück möglich ist! Auch dort soll ein riesiges Projekt inklusive 20 weiteren Parkplätzen starten.

Wie allein nur schon während der Bauphase die Zufahrt für Baufahrzeuge, Camions usw. über eine 3,5 m breite Zufahrt gewährleistet werden soll, darüber hat sich offenbar bisher niemand Gedanken gemacht.

Abschliessend noch eine Frage: Wie kann die Baukommission einer Gemeinde ein Baugesuch gut heissen (Préavis favorable), bei dem nicht einmal grundlegende gesetzliche Bestimmungen, wie Mindestgrössen von Zimmern, berücksichtigt wurden, und es den Einsprachen der Einwohner überlassen, derartige Mängel aufzuzeigen und eine Korrektur einzufordern?

Für weitere Informationen zu diesem Projekt haben wir eine zusätzliche Seite eingerichtet. Bitte klicken Sie hier.

Sonntag, 11. September 2016

Die drei Bauprojekte im Überblick




Im August 2015 wurde das erste der drei Bauvorhaben im Ortskern von Villarepos im Amtsblatt des Kantons Freiburg veröffentlicht. Auf der Parzelle RF 2133 (1'049 m²) sollen 7 Wohnungen und 15 Aussenparkplätze gebaut werden.

Nachfolgend der Situationsplan der ersten Baueingabe vom August 2015:

 Obwohl das Projekt gründlich überarbeitet werden musste, Zimmergrössen an die geltenden Vorschriften angepasst wurden und die Zahl der Parkplätze von 15 auf 8 reduziert und später wieder auf 10 erhöht wurde, sind diese Anpassungen nicht öffentlich aufgelegt worden. Ich hätte erwartet, dass man das Projekt neu ausschreiben muss, aber das ist mein subjektiver Eindruck.

In der Zwischenzeit haben alle involvierten Stellen grünes Licht gegeben. Das Amt für Mobilität MobA geht von einem Mehrverkehr von ca. 24 Fahrzeugen täglich aus, was keine signifikante Erhöhung des Verkehrs darstelle.

Das Projekt wurde von sämtlichen Stellen isoliert, d. h. unabhängig von den beiden Nachbarprojekten beurteilt, obwohl die Zufahrt (Erschliessung) des Grundstücks RF 2132 über das Grundstück RF 2133 führt!



Auf der Parzelle RF 2132 soll ein riesiges Mehrfamilienhaus mit 10 Wohnungen und 20 Aussenparkplätzen entstehen! Die Zufahrt zu den 20 Parkplätzen führt über ein schmales Strässchen (3.5 m), das am Rand des Grundstücks 2133 liegt. Es wurde ein Wegrecht eingeräumt.










Hier die Daten zum dritten Projekt RF 2134, das am 16. März 2016 publiziert wurde:

Geplant ist ein Mehrfamilienhaus mit 6 Wohnungen und 14 Aussenparkplätzen.  




Allein die geplante Anzahl an Parkplätzen lässt erahnen, welche Ausmasse dieses Grossprojekt haben soll. Zur Veranschaulichung sind sie hier in in rot als Montage eingefügt:



Der Umfang der geplanten Projekte, noch dazu mitten im (historischen) Ortskern, macht deutlich, dass alle drei Bauvorhaben aufeinander abgestimmt werden müssten und nicht unabhängig voneinander beurteilt werden können.

Stellen Sie sich vor, alle drei Projekte beginnen gleichzeitig, jedes mit seiner eigenen Tiefbaufirma, jedes mit eigenen Baggern, Kränen, Camions, die sich dann alle gegenseitig im Weg stehen. Oder stellen Sie sich vor, das Projekt auf RF 2133 wird, was entsprechend der zeitlichen Abfolge der Baueingaben nur logisch wäre, als erstes realisiert und fertig gestellt - wie soll dann anschliessend auf dem dahinter (!) liegenden Grundstück mit einem 3,5m breiten Zufahrtsweg ein solches Grossprojekt umgesetzt werden? Halten dann alle Camions auf der Strasse La Côte, um Material anzuliefern, und blockieren damit die gesamte Durchfahrt Richtung Fin de Plan?

Dieses Grossprojekt beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität der gesamten Nachbarschaft - das ganze Dorf ist davon betroffen! Der Bauverkehr wird während mindestens zwei bis drei Jahren von allen Seiten via Donatyre, Faoug und Chandossel mitten ins Dorf führen und ein Verkehrschaos auslösen. Und wenn das alles überstanden ist, sind jeden Tag zusätzlich 100 - 200 Autos mehr im Dorf unterwegs. Wollen wir das wirklich?

Fortsetzung folgt ...




Samstag, 10. September 2016

Das geschützte Dorfbild


Es gibt im Dorf noch viele schöne alte Häuser mit interessanten Fassaden, die zum Teil liebevoll renoviert worden sind. Wenn man die Luftaufnahmen aus dem Jahr 1938 betrachtet, sieht man, dass die meisten Häuser im Dorfkern erhalten geblieben und nur wenige neue Bauten im Laufe der Jahre hinzugekommen sind. Der Dorfkern ist deshalb ins Verzeichnis der geschützten Ortsbilder von regionaler Bedeutung (ISOS) aufgenommen worden.

Es sind auf den ersten Blick nur wenige Bausünden begangen worden, wobei die grösste und schlimmste unübersehbar mitten im Zentrum steht ...

Ich habe mir sagen lassen, dass man darüber besser nicht in der Öffentlichkeit sprechen sollte, denn es ist DAS grosse Tabuthema im Dorf. Ich habe ein wenig recherchiert und zwei interessante Berichte darüber gefunden. Auf deutsch und französisch. Es ist wirklich unfassbar, dass man vor 32 Jahren die aus dem 16. Jahrhundert stammende  Dorfkirche abgebrochen hat und niemand das verhindern konnte.

Vor ein paar Jahren wollte der Gemeinderat den Dorfbrunnen abreissen lassen. Der Kredit war bereits gesprochen. Dass man für den selben Betrag die beiden Brunnen im Dorfzentrum hätte renovieren können, vermochte die Verantwortlichen nicht umzustimmen. Es war ein nervenaufreibender Kampf und nur dank dem unermüdlichen Einsatz einiger weniger Dorfbewohner ist es gelungen, die Bevölkerung aufzurütteln. Die Brunnenfreunde haben den Dorfbrunnen schliesslich gerettet und er konnte - dreissig Jahre nach dem Abbruch der Kirche - der Bevölkerung zurückgegeben werden.

Nun droht sich die Geschichte zu wiederholen. Erneut steht dem Dorfzentrum ein massiver Eingriff  bevor, der den Charakter des Dorfes einschneidend verändern wird. Diesmal ist kein Abbruch geplant, sondern ein Neubau. Drei Neubauten, um genau zu sein.

Die Schafweide im historischen Dorfzentrum ist an drei auswärtige bzw. ausländische Investoren verkauft worden, die ein Maximum an Profit aus ihren Grundstücken herausholen wollen. Die hohe Ausnützungsziffer im Dorfzentrum kommt ihnen dabei sehr entgegen. Auf dem kleinen Terrain (3'542 m²) sind drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 23 Wohnungen und 50 Aussenparkplätzen geplant. Die Zahl der Parkplätze ist noch umstritten. Vielleicht werden es am Schluss "nur" 32 ...

Alle drei Projekte sind noch hängig, weil Einsprachen eingegangen sind. Momentan deuten nur die Baugespanne an, welche (negativen!) Konsequenzen das alles für das Dorf haben wird.

Es geht nicht nur um die zwei- bis dreijährige Bauphase, während der die grossen Camions den Verkehr im Dorf immer wieder lahmlegen werden. Das Dorf wird sich insgesamt verändern. Dass das pittoreske Dorfbild durch die drei grossen Bauten ruiniert wird, ist nur eines der Probleme. Andere sind absehbar: dauerhaft mehr Lärm, ungenügende Kapazitäten der ARA/STEP und vor allem der Mehrverkehr im Dorfzentrum.

Wie oft nehmen Sie jeden Tag Ihr Auto, um eine Besorgung zu erledigen oder an die Arbeit zu fahren? Es werden an Wochentagen mangels ausreichender Busverbindungen wohl jeden Tag 100 bis 150 zusätzliche Autos im Dorfzentrum unterwegs sein, auf den engen Strassen, auf denen zwei Autos kaum kreuzen können. Wollen wir das wirklich?


Wenn diese Bauvorhaben wie geplant realisiert werden können, wird sich der Genius Loci, der Geist des Ortes, für immer verändern. Villarepos wird mehr verlieren als sein historisches Dorfbild. Es wird seine wertvollste Qualität verlieren: Seine Ruhe. Son repos.

Unser Dorf

Auf der Suche nach einem Haus sind wir vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Villarepos gekommen. Was für eine Idylle, was für eine Ruhe! Als ob die Zeit stehen geblieben wäre. So nah vom Murtensee und doch eine ganz andere Umgebung, eine völlig andere Ambiance. Sanfte Hügel, Felder und Wälder, eine idyllische Landschaft und dazwischen wunderschöne alte Dorfhäuser, weidende Schafe und Kühe. Kein Verkehrslärm, keine Hektik. Bimmelnde Kuhglocken, das Rufen eines Milans, der über dem Dorf seine Kreise zieht, und in der Ferne das Rattern eines Traktors. Ein Stück "heile Welt" ...

Ein Ort zum Ankommen, ein Ort, wo man zur Ruhe kommen kann, abschalten und ausspannen kann.

Die Reaktionen im Freundes- und Bekanntenkreis waren nicht nur positiv. Was - Villarepos? Was wollt Ihr denn da? Das ist doch total "ab vom Schuss"!  Gibt es da überhaupt einen Laden? Und was ist mit ÖV? Da muss man die Kinder ja ständig herumchauffieren? Geht gar nicht ...

Nun ja, es gibt in der Tat ein paar Nachteile, wenn man nach Villarepos zieht, das lässt sich nicht leugnen. Wer keinen Bezug zum Dorf hat und nicht Auto fährt, wird kaum auf die Idee kommen, sich hier niederzulassen. Die Busverbindungen sind bescheiden und es gibt tatsächlich keine Einkaufsmöglichkeiten im Dorf und der Steuersatz ist auch nicht gerade vorteilhaft ... Aber das Dorf hat eine grosse Qualität: Man kann hier zur Ruhe kommen.






Aber damit soll bald Schluss sein! ...