Samstag, 10. September 2016

Das geschützte Dorfbild


Es gibt im Dorf noch viele schöne alte Häuser mit interessanten Fassaden, die zum Teil liebevoll renoviert worden sind. Wenn man die Luftaufnahmen aus dem Jahr 1938 betrachtet, sieht man, dass die meisten Häuser im Dorfkern erhalten geblieben und nur wenige neue Bauten im Laufe der Jahre hinzugekommen sind. Der Dorfkern ist deshalb ins Verzeichnis der geschützten Ortsbilder von regionaler Bedeutung (ISOS) aufgenommen worden.

Es sind auf den ersten Blick nur wenige Bausünden begangen worden, wobei die grösste und schlimmste unübersehbar mitten im Zentrum steht ...

Ich habe mir sagen lassen, dass man darüber besser nicht in der Öffentlichkeit sprechen sollte, denn es ist DAS grosse Tabuthema im Dorf. Ich habe ein wenig recherchiert und zwei interessante Berichte darüber gefunden. Auf deutsch und französisch. Es ist wirklich unfassbar, dass man vor 32 Jahren die aus dem 16. Jahrhundert stammende  Dorfkirche abgebrochen hat und niemand das verhindern konnte.

Vor ein paar Jahren wollte der Gemeinderat den Dorfbrunnen abreissen lassen. Der Kredit war bereits gesprochen. Dass man für den selben Betrag die beiden Brunnen im Dorfzentrum hätte renovieren können, vermochte die Verantwortlichen nicht umzustimmen. Es war ein nervenaufreibender Kampf und nur dank dem unermüdlichen Einsatz einiger weniger Dorfbewohner ist es gelungen, die Bevölkerung aufzurütteln. Die Brunnenfreunde haben den Dorfbrunnen schliesslich gerettet und er konnte - dreissig Jahre nach dem Abbruch der Kirche - der Bevölkerung zurückgegeben werden.

Nun droht sich die Geschichte zu wiederholen. Erneut steht dem Dorfzentrum ein massiver Eingriff  bevor, der den Charakter des Dorfes einschneidend verändern wird. Diesmal ist kein Abbruch geplant, sondern ein Neubau. Drei Neubauten, um genau zu sein.

Die Schafweide im historischen Dorfzentrum ist an drei auswärtige bzw. ausländische Investoren verkauft worden, die ein Maximum an Profit aus ihren Grundstücken herausholen wollen. Die hohe Ausnützungsziffer im Dorfzentrum kommt ihnen dabei sehr entgegen. Auf dem kleinen Terrain (3'542 m²) sind drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 23 Wohnungen und 50 Aussenparkplätzen geplant. Die Zahl der Parkplätze ist noch umstritten. Vielleicht werden es am Schluss "nur" 32 ...

Alle drei Projekte sind noch hängig, weil Einsprachen eingegangen sind. Momentan deuten nur die Baugespanne an, welche (negativen!) Konsequenzen das alles für das Dorf haben wird.

Es geht nicht nur um die zwei- bis dreijährige Bauphase, während der die grossen Camions den Verkehr im Dorf immer wieder lahmlegen werden. Das Dorf wird sich insgesamt verändern. Dass das pittoreske Dorfbild durch die drei grossen Bauten ruiniert wird, ist nur eines der Probleme. Andere sind absehbar: dauerhaft mehr Lärm, ungenügende Kapazitäten der ARA/STEP und vor allem der Mehrverkehr im Dorfzentrum.

Wie oft nehmen Sie jeden Tag Ihr Auto, um eine Besorgung zu erledigen oder an die Arbeit zu fahren? Es werden an Wochentagen mangels ausreichender Busverbindungen wohl jeden Tag 100 bis 150 zusätzliche Autos im Dorfzentrum unterwegs sein, auf den engen Strassen, auf denen zwei Autos kaum kreuzen können. Wollen wir das wirklich?


Wenn diese Bauvorhaben wie geplant realisiert werden können, wird sich der Genius Loci, der Geist des Ortes, für immer verändern. Villarepos wird mehr verlieren als sein historisches Dorfbild. Es wird seine wertvollste Qualität verlieren: Seine Ruhe. Son repos.

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